Artikel Mystikum Magazin Ausgabe 68
Freitag, 22. November 2013
Die Bruderschaft des TodesDer Campus der Universität Yale ist wie jedes Universitätsgelände ein fröhlicher, lebendiger Ort. Lachende Studenten, die zu ihren Vorlesungen eilen, Gruppen von jungen Menschen, welche angeregt diskutieren oder auf den Grünflächen Sport treiben, bestimmen das Bild des Campus. Yale scheint auf den ersten Blick eine typische Kaderschmiede der Vereinigten Staaten von Amerika zu sein. Nur ein mysteriöses Gebäude trübt den Eindruck von Normalität. Es erinnert an eine Gruft, ist allerdings viel größer, lässt zudem an einen antiken Tempel denken. Schießschartenartige Fenster verwehren den Blick ins Gebäude, die schwere Tür ist immer verschlossen. Am Tage sieht man niemals jemanden das Haus betreten. Nicht nur der Anblick des Gebäudes, sondern auch der Name „The Tomb“, die Gruft, lässt gerade neue Studenten eine Gänsehaut bekommen. Was hat es mit jenem unheimlichen Bauwerk auf sich?„The Tomb“ ist das Hauptquartier des wohl berühmt-berüchtigsten Geheimbundes der Welt. In der „Bruderschaft des Todes“, besser bekannt als Skull & Bones, finden nur ausgesuchte Studenten Aufnahme, können sich dann aber ihr Leben lang auf die Verbindung und ihre Mitglieder verlassen. Nicht ohne Grund heißt es: „Einmal Bonesmen, immer Bonesmen“.Das Auswahlverfahren der Bruderschaft ist seit Jahrzehnten ein gesellschaftliches Ereignis im Universitätsleben von Yale. Es war bis Mitte des 20. Jahrhunderts sogar eine Art öffentliche Veranstaltung. Am sogenannten „Tape Day“ versammelten sich die Studenten der dritten Jahrgangsstufe auf einem „Old Campus“ genannten Platz und warteten stundenlang auf das Ereignis des Jahres. Aufgeregt diskutierten die jungen Menschen, wem dieses Jahr die Ehre zufallen würde, für den Geheimbund ausgewählt zu werden. Schon seit Monaten hatten sich die möglichen Kandidaten auf diesen Tag vorbereitet. Allerdings waren nicht nur überdurchschnittliche Leistungen im Studium ausschlaggebend, für Skull & Bones in Betracht zu kommen. Auch sozialer Status und familiäre Verbindungen waren nicht wirklich entscheidend, wenn dieses auch immer wieder behauptet wurde. Der Adept sollte eine charakterlich gefestigte Person sein, sich nicht vor Verantwortung scheuen und gewisse moralische Grundsätze sein Eigen nennen. Die landläufige Vorstellung, ein zukünftiger Bonesmen müsse die Voraussetzungen für einen eiskalten, berechnenden Geschäftsmann oder einen gewissenlosen Politiker mitbringen, sind völlig überzogen und stammen aus der Feder von Verschwörungstheoretikern. Gegen 17.00 Uhr verließ ein im schwarzen Anzug gekleideter Bonesmann mit ernster Mine das Verbindungshaus. In seiner Tasche befand sich eine Liste mit fünfzehn wohl ausgewählten Namen. Der Bonesmen bahnte sich seinen Weg durch die wartenden Studenten, blieb schließlich vor dem entsprechenden Kandidaten stehen. Er tippte dem Studenten kurz auf die Schulter und stellte die alles entscheidende Frage: „Skull and Bones, akzeptierst Du, ja oder nein?“. In der Regel wurde die Frage mit: „Ich akzeptiere!“ beantwortet, nur selten bekam der Bonesmen eine ablehnende Antwort. Zu groß war das Prestige und die Verlockung, zum elitärsten Studentenbund der USA zu gehören. Hatte der Adept die Wahl angenommen, wurde er aufgefordert, sich auf sein Zimmer zu begeben und auf weitere Anweisungen zu warten. Im Laufe des Abends erschien dann ein weiterer Bonesmen bei dem Auserwählten und teilte diesem mit verschwörerischer Mine den Zeitpunkt seiner Einweihung in „The Tomb“ mit. Seit 1953 ist der Tape Day zu einer Privatsache geworden. Die fünfzehn ausgewählten Studenten werden auf ihren Zimmer oder an anderen passenden Orten aufgesucht und bekommen das Angebot von Skull & Bones angetragen. Die Initiation der Adepten ist seit jeher gleich geblieben und schon immer von den wildesten Gerüchten umrankt. Angeheizt wurde die Gerüchteküche im April 2001, als der Reporter Ron Rosenbaum im „New Yorker Observer“ einen Artikel über die Initiationsriten von Skull & Bones veröffentlichte. Laut Rosenbaums Angaben war ihm eine heimliche Videoaufnahme zugespielt worden, welche ein Bonesmen gedreht hatte. Dem Artikel zu Folge, hatte die Initiation eher etwas von einem grotesken Mummenschanz an sich, als von einer würdevollen Zeremonie. Im Verbindungshaus hatten sich neben den aktiven Mitgliedern eine Vielzahl von Seniormitgliedern versammelt. Während der Initiation waren bis auf die fünfzehn Adepten alle Anwesenden kostümiert. Eine schlechte Imitation des amtierenden Präsidenten George. W. Bush stand neben einem Mann im Teufelskostüm, andere trugen mönchsartige Kutten oder waren als Skelette verkleidet. Der jeweilige Adept musste sich in einen Sarg legen. So wurde sein bisheriges, „normales“ Leben beerdigt. Danach stand seiner „Wiedergeburt“ als allgewaltiger Bonesmen nichts mehr im Weg. Anschließend forderte man den Adepten auf, einen Totenschädel zu küssen. Begleitet wurde die makabere Zeremonie von obszönen Rufen und Gesten der anwesenden Bonesmen. Nach der Einweihung durften sich die neuen Mitglieder in Ruhe das Verbindungshaus anschauen. Stolz wurden die „Trophäen“ der Bruderschaft präsentiert, unter anderem der vermeintliche Schädel des Indianerhäuptling Geronimo. Jenen soll Prescott Bush, der Großvater von Georg W., 1918 mit anderen Bonesmen gestohlen haben. Den Abschluss der Einweihungsriten bildete einen gewaltiges Festmahl, wo noch eine weitere unangenehme Überraschung auf die Neulinge wartete. Jeder Adept wurde eindringlich zu seinen Charakterschwächen und sexuellen Erfahrungen befragt. Genierte sich einer der Befragten, wurde er von den Bonesmen bedrängt und bekam sogar Schläge angedroht. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Adepten ihre intimsten Geheimnisse preisgaben. In wie weit das Ron Rosenbaum zugespielte Videomaterial einer tatsächlichen Initiation bei Skull & Bones glich, ist fraglich. Verschiedene Autoren sind der Ansicht, dass die abstoßenden Riten inszeniert waren, um die Öffentlichkeit zu täuschen und die Bruderschaft als harmlose Studentenverbindung zu präsentieren. Nach der Aufnahme in die „Bruderschaft des Todes“ war für die neuen Mitglieder der weitere Lebensweg praktisch vorgezeichnet. Durch die weitverzweigten Beziehungen der Bonesmen stand einer Karriere in Wirtschaft oder Politik nichts mehr im Wege. Sogar der Weg ins Weiße Haus war geebnet. So zu mindestens die Meinung der Allgemeinheit. An dieser Stelle setzten nun die Verschwörungstheoretiker an. In den letzten gut zwanzig Jahren ist weltweit eine fast unüberschaubare Flut von Büchern über Verschwörungstheorien erschienen, in welchen Skull & Bones eine herausragende Rolle spielt. Auch in den Reihen der vielbeschworenen Illuminaten sollen die Bonesmen an vorderster Front stehen. Der für einen logisch denkenden Menschen nur schwer greifbare Begriff „Illuminaten“ vereint ein Sammelsurium aller Organisationen und Institutionen, welche es sich zum Ziel gemacht haben, eine sogenannte „Neue Weltordnung“ unter ihrer Herrschaft zu errichten. Bekannteste Vertreter sollen neben Skull & Bones der Bilderberger-Club, die italienische P2-Loge sowie die Bankiersfamilien Rothschild und Rockefeller sein. Da die USA nach wie vor als politisch weltbestimmende Großmacht gilt, richtet sich der Focus der Verschwörungstheoretiker in erster Linie auf Skull & Bones. So wird gerne behauptet, dass seit Bestehen der Bruderschaft alle Präsidenten der Vereinigten Staaten Bonesmen waren. Aus den bis 1970 öffentlich gemachten Mitgliederlisten von Skull & Bones geht jedoch eindeutig hervor, dass nur drei der ehemaligen Präsidenten tatsächlich zur Bruderschaft gehörten. Namentlich waren das William Howard Taft (Jahrgang 1887) sowie George Herbert Walker Bush (Jahrgang 1948) und dessen Sohn George W. Bush (Jahrgang 1968). Für verständliche Verwirrung sorgte im US-Wahljahr 2004 die Tatsache, dass sowohl der republikanische Kandidat George W. Bush als auch der Vertreter der Demokratischen Partei, John Forbes Kerry, Mitglied bei Skull & Bones waren. Obwohl sich beide Politiker nicht öffentlich dazu äußerten, sahen sich die Vertreter der Verschwörungstheorien mal wieder darin bestätigt, an der objektiven Politik der USA zu zweifeln.In diesem Zusammenhang sei noch daran erinnert, dass Kerry der aktuelle Außenminister der USA ist. Ein Bonesmen vertritt also die Interessen der mächtigsten Regierung der Welt gegenüber der Staatengemeinschaft! Aus den Mitgliederlisten geht weiterhin hervor, dass Spitzenämter in Politik, Wirtschaft und staatlichen Institutionen mit Bonesmen besetzt sind. Neben zahlreichen Senatoren und Aufsichtsräten führender Wirtschaftsunternehmen sind auch Mitglieder des Obersten Gerichtshofes und Botschafter in den Reihen der „Bruderschaft des Todes“ zu finden. Ein weiterer Grund für die Verschwörungstheoretiker, in Skull & Bones den eigentlichen Drahtzieher der Macht im Lande zu vermuten. Diesen Leuten würde ich raten, sich einmal die Mitgliederlisten der anderen Studentenverbindungen der renommierten Universitäten anzuschauen, welche sich ebenfalls wie das „Who is Who“ von Politik und Wirtschaft lesen. Kaderschmieden wie Yale oder Harvard sind nun einmal dafür gedacht, die führenden Köpfe des Landes hervor zu bringen.Im Jahr 1831 reiste der Yale- Student William Huntington Russell nach Deutschland, um dort ein Auslandssemester zu belegen. Nach seiner Rückkehr gründete er gemeinsam mit Alphonso Taft 1832 eine Studentenverbindung, welche zunächst den Namen „The Eulogian Club“ trug, benannt nach der Göttin der Redekunst. Später erfolgte dann die Umbenennung in „Bruderschaft des Todes“. Der markante Name und die Symbolik von Totenschädel und Knochen sollte die Mitglieder daran erinnern, dass trotz persönlicher Erfolge auch ihr Leben eines Tages ein Ende haben wird. Zunächst war Skull & Bones eine Studentenverbindung unter vielen in Yale. Die Universitäten übergreifende Phi Beta Kappa, später Scroll & Key und Wolf Head gaben den Ton in Yale an. Skull & Bones machte sich von Beginn an seine eigenen Gesetze, fernab von jeglicher studentischer Tradition. Man gab sich geheimnisvoller, elitärer als die anderen Verbindungen. In den frühen Jahren nahm die „Bruderschaft des Todes“ nur Mitglieder reicher, einflussreicher Familien in ihre Reihen auf. Dank der finanziellen Mittel der Seniormitglieder und deren beruflichen Einflusses entwickelte sich Skull & Bones langsam aber stetig zur begehrtesten Verbindung von Yale. Die Bruderschaft war inzwischen zur Praxis übergegangen, auch weniger gut situierten Studenten die Aufnahme anzubieten, wenn ihre Studienleistungen und charakterlichen Eigenschaften eine vielversprechende Karriere versprachen. Die Mitgliedschaft bei Skull & Bones war ein ideales Sprungbrett für beruflichen wie gesellschaftlichen Aufstieg und förderte so die Integrität der Bonesmen. Gerade die innere Verbundenheit und die lebenslange Treue der Mitglieder zu Skull & Bones waren schon immer die Stärke der Bruderschaft. Mit zunehmender Beliebtheit verstärkte Skull & Bones seine Geheimniskrämerei. Die Mitglieder wurden angewiesen, sofort den Raum zu verlassen, wenn der Name ihrer Verbindung fiel. Über Verbindungsrituale und geschäftliche wie gesellschaftliche Beziehungen wurde ein generelles Schweigeverbot verhängt. Diese Art von Abschottung war der Nährboten für nie enden wollende Gerüchte und der Ansatz für die bekannten Verschwörungstheorien. Laut einer der vielen Geschichten über Skull & Bones soll William Huntington Russel während seiner Studienzeit in Deutschland mit dem berüchtigten Illuminatenorden in Kontakt gekommen sein. Der auch als „Bayrische Illuminaten“ bekannte Orden bestimmte angeblich seit Jahrhunderten die Politik in Europa und soll unter anderem Auslöser für die Revolutionen in Frankreich und Russland verantwortlich gewesen sein. Der Illuminatenorden wurde im Jahr 1776 in Ingolstadt vom Hochschullehrer Adam Weishaupt gegründet. Zunächst als Vereinigung von gelehrten Männern und Studenten zur geistigen Erneuerung fernab von den üblichen kirchlichen Dogmen konzipiert, entwickelte sich der Illuminatenorden zu einem deutschlandweiten Netzwerk mit dem Ziel, Kirche und Monarchie zu stürzen. So behaupten es zumindest die Anhänger der Verschwörungstheorien. Russel erhielt angeblich von Mitgliedern des Illuminatenordens den Auftrag, nach seiner Rückkehr in die USA einen Ableger des Ordens zu gründen, um auch in der Neuen Welt an Einfluss und Macht zu gewinnen. Tatsache ist, dass die Bayrischen Illuminaten bereits 1785 vom bayrischen Kurfürsten verboten und aufgelöst wurden. Hochrangige Mitglieder wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, Weishaupt selbst floh nach Gotha und führte ein zurückgezogenes Leben im Exil. Was immer William Huntington Russell zur Gründung von Skull & Bones bewogen haben soll, die Bayrischen Illuminaten waren es sicherlich nicht.Laut einer weiteren beliebten Verschwörungstheorie ist es nur eine kleine Anzahl an einflussreichen Familien, welche die wirtschaftlichen und politischen Geschicke der Vereinigten Staaten von Amerika lenken. Neben den bereits erwähnten Bankiersfamilien Rothschild und Rockefeller werden die Familien Bundy, Harriman, Phelps, Taft, Whitney und natürlich auch Bush genannt. Alle diese Familien sind eng mit Skull & Bones verbunden. Die Bruderschaft soll Ehen zwischen den Familien fördern, um die Bonesmen noch enger zu verbinden. Das mag schon sein, ist aber an sich nichts außergewöhnliches. Gleich und Gleich gesellt sich gern. In früheren Jahrhunderten heiratete der Adel auch nur untereinander. Heute ist es der sogenannte Geldadel, welcher auch familiär gern unter seinesgleichen bleibt.Doch nicht nur innerhalb der US-amerikanischen Grenzen soll Skull & Bones aktiv sein. Durch ihre krakenhafte Ausbreitung in alle politische Institutionen soll die Bruderschaft auch den Geheimdienst CIA für ihre Ziele benutzen. Die Ermordung von John F. Kennedy und Che Guevara, die Anschläge auf World Trade Center und Pentagon, sogar der angebliche Heroinhandel mit den afghanischen Taliban sollen im Verbindungshaus in Yale geplant und vom CIA ausgeführt worden sein. Wie und warum einige gerade erwachsen gewordene Studenten solche welterschütternden Ereignisse in Szene gesetzt haben, diese Antwort bleiben die Verschwörungstheoretiker wie so oft schuldig.Mit Gerüchten über Skull & Bones wurden schon ganze Bücher gefüllt, aus Platzgründen sollen jedoch die genannten Beispiele genügen.Im Grunde genommen ist Skull & Bones eine Studentenverbindung wie viele andere an den Universitäten der USA. Nur ist man eben etwas elitärer als die anderen Verbindungen, umgibt sich mit Mysterien, wahrt den Anschein des Geheimnisvollen. Ein Unterschied macht auch das völlige Fehlen von sozialem Engagement der Bonesmen. Skull & Bones ist nur auf sich selbst fixiert. Auch die innere Abschottung der Bruderschaft ist legendär. Wenn bei anderen Verbindung zu speziellen Feierlichkeit auch Gäste im Verbindungshaus zugelassen sind, bleiben die Bonesmen unter sich. Auch bei den zweimal jährlich stattfindenden Seniorentreffen sind keine Familienangehörigen zugelassen. Aus der Studentenverbindung der frühen Jahre ist ein Wirtschaftsunternehmen geworden. Das nicht geringe Vermögen der „Bruderschaft des Todes“ wird von der Russell Trust Association verwaltet, welche neben den finanziellen Angelegenheiten auch alle organisatorischen und wirtschaftlichen Belange der Verbindung regelt. Obwohl die Russell Trust Association ein offiziell registriertes Unternehmen ist und üblichen staatlichen Auflagen unterliegt, stellen Verschwörungstheoretiker immer wieder die Behauptung auf, dass sich Skull & Bones mit Hilfe des Trust zum „Steuermann“ der US-amerikanischen Wirtschaft aufgeschwungen hat. Im Gegensatz zu den oft beschworenen zügellosen Feiern in „The Tomb“ ist es den Bonesmen in Wirklichkeit verboten, in ihrem Hauptquartier Alkohol zu trinken. Dagegen wird im großen Festsaal des Öfteren ein Mannschaftsspiel namens „Boodle-Ball“ gespielt, eine Art Raufball, wo es teilweise sehr ruppig zugeht. Debattierrunden und das Absingen von Verbindungsliedern gehören ebenfalls zu jedem Treffen der Bonesmen dazu.Auch der berühmte Rückzugsort „Deer Island“, eine 162.000 m² große Insel im Sankt-Lorenz-Strom, ist in Wirklichkeit nicht das paradiesische Stück Erde, wie es sich die Allgemeinheit vorstellt. Zur Zeit ihrer Entstehung um 1900 waren die Anlagen auf der Insel noch von solider Qualität. Mit den Jahrzehnten wurde das Feriendomizil zunehmend vernachlässigt, weil die Bonesman mit ihren Familien doch lieber an angesagten Ferienorten ihren Urlaub verbrachten. Heute stehen auf „Deer Island“ nur noch einige herunter gekommene Hütten, welche kaum genutzt werden. Trotzdem überbieten sich Klatschpresse und sensationsheischende Autoren mit Geschichten über geheime Zusammenkünfte und bacchanale Orgien auf der Insel. Makaberer Höhepunkt jener Behauptungen sind wohl die rituellen Vergewaltigungen und Ermordungen von Kindern, welche die Bonesmen noch enger verbinden soll. Wenn der wirtschaftliche und politische Einfluss von Skull & Bones in den USA auch enorm ist, mit solchen ruchlosen Taten würden die Bonesmen wohl kaum ungeschoren davon kommen.Dass wir nach Jahrzehnten voller Gerüchte und Falschinformationen nun endlich ein objektiveres Bild von Skull & Bones erhalten, ist nicht zuletzt der Autorin Alexandra Robbins zu verdanken. In ihrem 2002 erschienen Buch „Secrets of the Tomb“ räumt die engagierte Autorin mit angestaubten Legenden und Vorurteilen gegenüber Skull & Bones auf. Alexandra Robbins hat in Yale studiert, war selbst Mitglied in der Verbindung Scroll & Key. Aus dem täglichen Umgang mit Bonesmen und der für Außenstehende nur schwer nachvollziebaren Normalität von elitären Verbindungen in Yale ist ein informatives Buch über Skull & Bones geworden, welches mit Sicherheit der Wahrheit näher kommt als die Mehrzahl der Veröffentlichungen über die „Bruderschaft des Todes.“
 
 
   
 
 
MIKE VOGLER - SACHBUCHAUTOR