Artikel Mystikum Magazin Ausgabe 57
Samstag, 03. November 2012
Die faszinierende Felsformation des Klusfelsen liegt am Rande der Stadt Goslar versteckt hinter einer Siedlung Einfamilienhäuser. Auf dem nahegelegenen Petersberg befinden sich heute noch die Reste eines Klosters, welches Kaiser Heinrich III. errichten ließ. Klusfelsen und Petersberg waren Zentrum einer frühgermanischen Religion, welche bis 10.000 v. Chr. zurückreicht. Die heutige Geschichtswissenschaft ignoriert jene Religionsgemeinschaft weitestgehend, da die ersten germanischen Stammesgründungen in der Regel frühestens auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Dieses ist der Tatsache geschuldet, dass die Geschichtswissenschaft größtenteils nur schriftliche Quellen akzeptiert. Bekanntlich waren es römische Schreiber, wie etwa Tacitus oder auch der berühmte Feldherr und Staatsmann Julius Caesar, welche zuerst von den Germanen berichteten. Es ist aber davon auszugehen, dass die germanischen Stämme viel älter sind als von den römischen Schreibern datiert. Glücklicherweise gab es im frühen 20. Jahrhundert mehrere engagierte Forscher, welche die als Irminglauben bezeichnete Religion nicht in Vergessenheit geraten ließen. Ein Teil dieser Forscher wird heute ebenfalls nicht akzeptiert, weil ihnen beruflich ein strenger wissenschaftlicher Hintergrund fehlte oder sie sich zu Zeiten des Nationalsozialismus mit dem Regime arrangierten. Für die Grenzwissenschaft sind die Schriften jener Forscher jedoch von unschätzbarem Wert. Bedeutendster Verfechter des Irminglaubens war zweifelsohne der österreichische Mystiker und Frühgeschichtsforscher Karl Maria Wiligut, welcher auch unter dem Pseudonym Weisthor bekannt ist. Eigenen Angaben zufolge, war Wiligut ein Nachkomme der ASA-UANA-Sippe, einer uralten germanischen Stammesgruppe, die ihre Familiengeschichte in sogenannten Erberinnerungen verschlüsselte, welche sie Halgarita-Sprüche nannte. Jeder männliche Nachkomme soll einen geistigen Schlüssel besessen haben, um diese Erberinnerungen abrufen zu können. In den Halgarita-Sprüchen befanden sich zudem Informationen über die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit.Laut Wiligut war die Frühgeschichte der Menschheit von dauerhaften kriegerischen Auseinandersetzungen verschiedener Urstämme geprägt.Um das 10. Jahrhundert v. Chr. hatte sich eine blutige Fehde zwischen den Stämmen der Irministen und Wotanisten herauskristallisiert. In erster Linie handelte es sich hierbei um eine Art Glaubenskrieg. Während die einen den lichtbringenden, lebensbejahenden Gott Irmin verehrten, waren die anderen Anhänger des kriegerischen, todbringenden Gottes Wotan, aus welchem sich später Wodan, die oberste Göttergestalt der Germanen entwickeln sollte.Im Jahr 9.600 v. Chr. kam es zur alles entscheidenden Schlacht zwischen den beiden Religionsgemeinschaften. Zu jener Zeit war ein gewisser Baldur-Krestos Anführer und geistliches Oberhaupt der Irministen. Jener war in einer Art unbefleckter Empfängnis von seiner Mutter Nanna geboren worden. Gewisse Parallelen zur christlichen Heilslegende sind hier nicht von der Hand zu weisen und werden an späterer Stelle von mir noch einmal aufgegriffen. Dank seines göttlichen Vaters, dem Asen Wili, waren Baldur-Krestos ein übermenschlich langes Leben sowie göttliche Kräfte gegeben. Jene Umstände ließen ihn zum Anführer der Irministen werden. Religiöses Zentrum des Irminglaubens war Jöruvalla, das heutige Goslar, genauer gesagt jene Felsformation, welche heute den Namen Klusfelsen trägt. Dort verkündete Baldur-Krestos die Lehre vom wahren Glauben des Gottes Irmin. Trotz der göttlichen Kräfte ihres Anführers unterlagen die Irministen ihren Gegnern in der blutigen Schlacht, die um Jöruvalla tobte. Nach Einnahme der Stadt wurde Baldur-Krestos von den Wotanisten auf dem nahe dem Klusfelsen gelegenen Petersberg ans Kreuz geschlagen. Für die blutrünstigen Angreifer war es eine Genugtuung, den Propheten des Lichtgottes dort sterben zu sehen, wo er die Lehren des Irmin verkündet hatte. Baldur-Krestos überlebte jedoch die Kreuzigung und konnte über verschiedene Stationen bis in die damals noch fruchtbare Wüste Gobi fliehen. Dort soll er eine Glaubensschule begründet haben, um auch weiterhin die Lehren seines Gottes verkünden zu können. Nach den Aufzeichnungen von Wiligut gingen die Auseinandersetzungen zwischen Irministen und Wotanisten auch nach der Flucht von Baldur-Krestos weiter. Erst um 1.200 v. Chr. sollen die Anhänger des Irminglaubens nach der völligen Zerstörung ihres Heiligtums am Klusfelsen die Gegend um Jöruvalla verlassen haben. Die Religion des Gottes Irmin verlor sich danach weitestgehend im Dunkel der Geschichte. Ob die Lehren Baldur-Krestos, welche er in seiner vermeintlichen Glaubensschule verbreitete, Einzug in die dortigen Religionsvorstellungen fanden, ist möglich, aber nicht einwandfrei nachzuweisen. In der nordischen Mythologie hielt Baldur-Krestos allerdings als der Lichtgott Balder Einzug. An diesem Punkt stellt sich uns nun die Frage, was wir von den teilweise recht fantastischen Ausführungen von Wiligut halten sollen? Zugegeben klingt die Sache mit den Erberinnerungen etwas weit hergeholt. Doch eigentlich wissen wir nur sehr wenig über die frühe Geschichte unserer germanischen Vorfahren. Wie schon gesagt, stammen die ersten Nachrichten über die germanischen Völker aus der Feder römischer Chronisten. Von allen Ereignissen, welche vor deren Zeit lagen, haben wir keine schriftlichen Hinterlassenschaften. Persönlich bin ich der Ansicht, dass wir Wiliguts Geschichten ein gewisses Maß an geschichtlicher Wahrheit beimessen sollten. Ähnlich sahen es wohl auch einige Forscher und Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, welche sich des Themas annahmen. Stellvertretend sei hier Rudolf John Gorsleben genannt, welcher vor allem durch seine eigenwillige Interpretation der isländischen Edda bekannt ist. In seinem 1930 erschienen Buch „Hochzeit der Menschheit“ greift Gorsleben die Geschichten um Baldur-Krestos auf, setzte sie allerdings in einen christlichen Kontext. Bei Gorsleben trägt der Protagonist den Namen Balder-Christus, was jenen in die Nähe des christlichen Heilands rückt. Zweifelsohne will Gorsleben damit der schon zu seiner Zeit sehr beliebten These Nachdruck verleihen, dass große Teile der biblischen Geschichte ihren Ursprung in weitaus älteren Kulturen haben. Gorsleben verweist auf angebliche Wandgemälde, welche im Goslaer Rathaus entdeckt wurden. Jene Gemälde sollen Jesus an einer Art Marterpfahl gezeigt haben, mit Pfeilwunden bedeckt, umgeben von zwei sogenannten Sibyllen, welche allerdings auch als vorchristliche weibliche Göttergestalten gedeutet werden können. Falls die von Gorsleben angesprochenen Wandgemälde tatsächlich existiert haben, deuten sie meiner Ansicht nach eher in die Richtung der von Wiligut beschriebenen Kreuzigung von Baldur-Krestos auf dem Petersberg.Viel weiter noch als Rudolf John Gorsleben mit seiner christlich-religiösen Deutung der Geschehnisse im heutigen Goslar geht Ernst Betha in seinem 1913 erschienenen Buch „Die Erde und unsere Ahnen“. Rein wissenschaftlich sind Betha`s teilweise recht verworrene Behauptungen nicht haltbar, für unsere Nachforschungen zu den Ereignissen am Klusfelsen aber doch hilfreich. Laut Ernst Betha hat sich so ziemlich die gesamte Geschichte der Menschheit anders zugetragen, als uns heute bekannt ist. Im Vorwort zu seinem Buch schreibt er: „Nicht nur das Original der Edda sondern auch die Originale vom Alten und Neuen Testament sind sehr viel früher verfasst worden, als bisher angenommen wurde.“ Speziell im religiösen Bereich stellt Betha Behauptungen auf, welche uns nur verblüffen können. So verlegt er die christliche Kreuzigungsgeschichte von Jerusalem in das heutige Goslar. Betha muss Wiliguts Arbeiten gekannt haben, denn er verwendet dessen Bezeichnung Jöruvalla für Goslar. Betha hielt das eigentliche Jerusalem nur für einen Übersetzungsfehler der frühen christlichen Schriften. Munter verlegte er die Orte von Jesus Leidensweg in das heutige Goslar. Der Petersberg wurde zur Kreuzigungsstätte Golgatha, der Felsenkeller unterhalb des Klusfelsen zu Jesus Felsengrab. Verwunderlich ist nur, dass Betha nicht auch noch aus dem Klusteich den See Genezareth und aus dem nahe gelegenen Osterfeld jene Stätte machte, an welcher Jesus vor seinen Jüngern die Auferstehung zelebrierte. Laut Betha waren es die Jöten, Verbündete der Wotanisten, welche für die Kreuzigung von Jesus verantwortlich zeichneten. Die Verwechslung der Jöten mit dem Volke der Juden war nach Ansicht von Betha für deren Jahrhunderte lange Verfolgung verantwortlich. Die Jöten werden in der Edda als Volk von Riesen beschrieben. Ob diese Riesen identisch mit den von ihm beschriebenen Jöten waren, diese Information bleibt uns Beta schuldig. Zusammenfassend kann man sagen, dass Ernst Betha's Ausführungen zu einem großen Teil auf den Schriften von Karl Maria Wiligut basieren. Allerdings vermischte er sie zu stark mit seinen Nachforschungen über die Entstehung der Heilandsgeschichte, so dass man sich bei seinen Ausführungen teilweise ein Lächeln nicht verkneifen kann.Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht Jesus war, welcher auf dem Petersberg gekreuzigt wurde. Vielleicht war es auch gar keine Kreuzigung im herkömmlichen Sinne. Betha schreibt, dass Jesus von seinen Feinden mit Stricken an einen Baum gebunden wurde. Vielleicht war es stattdessen der von Wiligut beschriebene Baldur-Krestos, welcher sich freiwillig in den Baum hängen ließ, um seinem Gott Irmin zu opfern, damit jener ihm und seinen Leuten im Kampf gegen die Wotanisten beistand. Denken wir nur an die Geschichte von Odin, welcher sich neun Tage lang an den Weltenbaum Yggdrasil binden ließ, um zur Erkenntnis über das Universum zu gelangen. Wir wissen nur wenig über die religiösen Rituale unserer germanischen Vorfahren. Möglicherweise war das Baumhängen Teil eines kultischen Rituals, was auf dem Petersberg vollzogen wurde. Wen sich Baldur-Krestos jenen Ritual unterzogen haben sollte, wurde er dann in der unteren Kammer des Klusfelsen gepflegt, um sich von den Strapazen zu erholen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Steinskulptur „Der Hängende“ an den Externsteinen bei Horn-Bad Meinberg verweisen, wo möglicherweise ähnliche Kulthandlungen vollzogen wurden.Wie viel Glauben dürfen wir nun den recht fantastischen Ausführungen von Wiligut, Gorsleben und Betha schenken? Der vorchristliche Irminglauben ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten und gilt als Erfindung der erwähnten Forscher und Autoren. Doch einen Beweis gibt es! Gemeint ist die Irminsul, das Stammesheiligtum der germanischen Sachsen. Nachweislich gab es Irminsäulen an verschiedenen Kultplätzen unserer Vorfahren. Und was ist eine Irminsäule? Eine Säule zu Ehren des Gottes Irmin!Dass es sich beim Klusfelsen mit Sicherheit um eine vorchristliche Kultstätte handelt, ist an mehreren typischen Merkmalen erkennbar. Da sind zunächst die Kulträume, wie der bereits erwähnte Felsenkeller, sowie mehrere Räume im oberen Teil der Felsformation. Von diesen ist nur noch der heute als Kluskapelle bekannte Teil begehbar, der Zugang zu den weiteren Räumlichkeiten ist vermauert. Anscheinend wurde am Klusfelsen der bei unseren Vorfahren so beliebte Sonnenkult betrieben. Neben dem Eingang zur Kluskapelle befindet sich eine ebenfalls zugemauerte Öffnung, welche genau gegenüber der vermauerten Stelle innerhalb des Raumes liegt. Der Raum war anscheinend eine Art „Sonnenkammer“, wie wir sie auch von den Externsteinen kennen. Solcher Art Räume fanden speziell während der Sonnenwendfeiern Verwendung. Zudem gibt es am Klusfelsen die für Kultstätten charakteristischen uralten Treppenanlagen, verschiedene in den Felsen geschlagene Sitzgruppen sowie verschiedene Felsreliefs, welche vorchristliche Götterfiguren symbolisieren. Zudem ist eine sogenannte Rufrinne vorhanden, welche nach Meinung von Frühgeschichtsforschern zur Anrufung der Götter verwendet wurde. Vergessen sollte auch nicht das obligatorische Felsengrab sein, welches heute ebenfalls vermauert ist. In solche „Gräber“ legten sich die Stammespriester oder auch die berühmten weisen Frauen, um Visionen über die Zukunft zu erhalten.Dem Klusfelsen sollte das gleiche Schicksal widerfahren, wie so vielen vorchristlichen Kultstätten, welche im Zuge der Christianisierung von der christlichen Kirche übernommen und um - bzw. überbaut wurden. Im Falle des Klusfelsen geschah das durch Kaiser Heinrich III., welcher Mitte des 11. Jahrhunderts auf dem Petersberg ein Kloster errichten ließ, das 1062 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Auf Wunsch seiner Frau Agnes ließ der Kaiser noch vor der Fertigstellung des Klosters St. Peter am nahegelegenen Klusfelsen eine Kapelle errichten. Laut einer Überlieferung war es Agnes ein dringendes Bedürfnis, an jener geschichtsträchtigen Stätte zu beten. Grund dafür war die ungerechte Verurteilung und Hinrichtung eines Kammerdieners am kaiserliche Hofe. Es wird berichtet, dass Agnes eines Tages ein kostbares Geschmeide vermisste. Der Verdacht fiel auf eben jenen Kammerdiener, welcher die Tat zwar standhaft leugnete, jedoch verurteilt und hingerichtet wurde. Wie es der Zufall so wollte, wurde kurz nach dem Tode des Mannes das Geschmeide der Kaisergemahlin im Nest einer Elster entdeckt. Die bestürzte Agnes bat ihren Mann, am Klusfelsen eine Andachtsstelle zu errichten, um für das Seelenheil des unschuldigen Kammerdieners beten zu können. Möglicherweise handelt es sich bei der Geschichte jedoch nur um eine schöne Legende. Zwar wurde 1869 am Klusfelsen ein Urnengrab entdeckt, allerdings ist es fraglich, ob es sich dabei um das Grab des unglücklichen Kammerdieners handelte. Nicht zuletzt aus dem einfachen Grund, dass zu jener Zeit die Feuerbestattung von der Kirche verboten war. Der Grund für die christliche Nutzung des Klusfelsen ist wohl eher in der bereits 601 ergangenen Verordnung von Papst Gregor I. zu suchen, welche besagte, dass vorchristliche Kultstätten nicht zerstört werden sollten. Vielmehr waren die christlichen Missionare angehalten, jene Stätten mit dem Besprengen von Weihwasser zu weihen und mit kirchlichen Symbolen zu versehen. So sollte den „Heiden“ der Übergang zur neuen Religion erleichtert werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Errichtung des Klosters auf dem Petersberg zu sehen. Meinen Recherchen zufolge erhielt der Berg seinen Namen erst durch das auf ihm erbaute Kloster. Einstmals war der Berg der obersten germanischen Gottheit Wodan geweiht. Um die vorchristlich Nutzung der Örtlichkeit aus dem kollektiven Gedächtnis der Mensch zu löschen, wurde an jener Stelle das Kloster errichtet, welches gemeinsam mit seinem Standort auf den Namen von Simon Petrus getauft wurde, neben Jesus der wohl wichtigsten Person der christlichen Evangelien. Heute gilt der Klusfelsen als „Mekka“ für alle Anhänger der grenzwissenschaftlichen Disziplin der Groß-Steinskulpturen. Darum hat sich besonders der Forscher Dr. Siegfried Hermerding verdient gemacht. In seiner 1987 erschienen Broschüre „Die Magier vom Klus“ deutet Dr. Hermerding den Klusfelsen als atlantische Kultstätte, was sich zeitlich in etwa mit den Aussagen von Karl Maria Wiligut über den dort ausgeübten Irminkult deckt. In seiner Broschüre zeigt Dr. Hermerding eine Vielzahl von Steinskulpturen und Felsreliefs auf. Bei meinen vielen Besuchen am Klusfelsen ist es mir gelungen, den größten Teil dieser beeindruckenden Zeugnisse unserer Vergangenheit zu entdecken. Ein großer Teil davon ist natürlich gewachsen, aber gerade bei einigen Felsenreliefs wurde deutlich von Menschenhand nachgeholfen. Mir persönlich hat es speziell die Abbildung der „Gralsträgerin“ angetan. Ganz deutlich ist im Felsen eine weibliche Gestalt erkennbar, welche einen kelchartigen Gegenstand in den Händen hält. In diesem Zusammenhang bin ich auf eine sehr schöne Legende gestoßen, mit der ich meine Ausführungen abschließen möchte:In der Geschichte “Die Blume vom Petersberg“ wird von einem kleinen Mädchen berichtet, welches oft am Petersberg, nahe dem Klusfelsen spielte. Eines Tages pflückte das Mädchen ein blaues Blümchen, um sich damit zu schmücken. Kaum hielt es aber die Blume in den Händen, öffnete sich der Berg und ein Gang tat sich auf, den das Mädchen unbekümmert beschritt. Der Weg führte tief in die Erde hinein und unterwegs traf das Mädchen ein kleines Männlein, das es lächelnd bei der Hand nahm. Das Männlein führte die Kleine direkt in einen großen, hell erleuchteten Saal. An einer langen Tafel saßen in Schweigen gehüllte, ernst drein blickende Männer mit langen grauen Bärten. Das Mädchen war zunächst etwas verschüchtert, ob der anwesenden alten Männer und dem prunkvollen goldenen und silbernen Geschirrs, mit dem die ganze Tafel bedeckt war. Doch dann fasste das Mädchen neuen Mut und überreichte einem der Alten das blaue Blümchen. Da huschte ein Lächeln über das Gesicht des Beschenkten und auch die anderen Anwesenden schienen sich zu entspannen. Der alte Herr dankte dem Mädchen, indem er ihm einen prunkvollen goldenen Becher reichte. Überwältigt von dem kostbaren Geschenk, presste das Mädchen den Becher an sich und rannte zurück. Als sie wieder auf der Wiese stand, auf der sie die Blume gepflückt hatte, war vom Höhleneingang nichts mehr zu sehen. Der Berg hatte sich wieder geschlossen und so sollte es fortan auch bleiben. Das Mädchen ging mit dem Becher nach Hause, sollte sich aber Zeit seines Lebens an die außergewöhnliche Begebenheit erinnern. Noch als altes Mütterchen erzählte das Mädchen von seinen Erlebnissen am Petersberg und zeigte den Becher. Seit sie in Besitz des Bechers gelangte, war dem Mädchen nur Gutes widerfahren und sie glaubte fest an die magische Macht des Geschenkes der Männer im Petersberg.Jedem meiner Leser, welcher an vorchristlichen Kultstätten und Groß-Steinskulpturen interessiert ist, kann ich einen Besuch des geheimnisvollen Klusfelsens nur empfehlen. Zu finden ist er am Rande von Goslar, nahe dem Osterfeld. Für mich ist die beeindruckende Felsformation so etwas wie ein persönlicher Kraftort geworden. Ich versuche, mindestens einmal im Jahr den Klusfelsen zu besuchen und bin jedes Mal von seiner kraftvollen, ja fast schon majestätischen Ausstrahlung beeindruckt..
 
 
   
 
 
MIKE VOGLER - SACHBUCHAUTOR